Der Tanz auf dem Zebrastreifen

Diese Geschichte liegt schon einige Jahre zurück, aber das muss ja kein Grund sein, sie jetzt nicht mehr zu erzählen! Es geschah in einem grossen Dorf im schönen Oberaargau. Ein Mann – leider weiss ich seinen Namen nicht, nennen wir ihn hier einfach Fredi – arbeitete dort in einer Werkstätte. Diese bietet Menschen mit geistigen Einschränkungen eine Ausbildung an und später auch einen Arbeitsplatz. Fredi war ein fröhlicher Mensch! Spontan ging er auf fremde Menschen zu, lachte herzlich und stellte sich wortreich vor. Er mochte es, wenn man ihm dann einen Witz erzählte! Und auch wenn er die Pointe nicht immer verstand, lachte er am Ende laut, applaudierte manchmal sogar.

Es gab etwas, das Fredi besonders Spass machte: Mitten im Dorf gab es einen Platz mit einem Brunnen und daneben einen Zebrastreifen, der über die meist stark befahrene Hauptstrasse führte. Fredi wartete, bis die Autos für ihn still standen und begann dann, den Fussgängerstreifen zu überqueren. Aber nur bis zur Mitte der Strasse! Dort angekommen winkte er den stehenden Autos mit beiden Händen und klatschte in die Hände. Er genoss die Aufmerksamkeit, die ihm dieses Verhalten bescherte sichtlich, lachte und drehte sich mit ausgebreiteten Armen um die eigene Achse. Natürlich waren nicht alle Autofahrer begeistert! Einige machten ihrem Ärger Luft, hupten oder begannen wild zu gestikulieren. Fredi aber, argslos wie er war, sah darin keine Unmutsäusserungen. Er winkte den wartenden Automobilisten noch einmal zu. Dann verliess er den Zebtrastreifen und gab die Fahrbahn wieder frei.

Wenn Sie Fredi einmal begegnen, machen Sie es wie er: Bleiben Sie locker und ärgern Sie sich nicht über all die kleinen Störungen und Verzögerungen, die uns im Alltag begegnen. Versuchen Sie zu lachen und warten Sie gelassen, bis es weitergeht.

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