Aristoteles: Anekdoten

Seinen Freunden und Schülern soll Aristoteles immer wieder gesagt haben: "Wie das Auge vom Umgreifenden her das Licht empfängt, so die Seele von der Wissenschaft her."

Von der Bildung sagte er, dass ihre Wurzeln bitter, ihre Früchte dagegen süss seien, wiederum, dass sie in Zeiten des Glücks eine Zierde, in Zeiten des Unglücks eine Zuflucht sei; und endlich, dass sie die schönste Wegzehrung sei, die man ins Alter mitnehmen könne.

Von denjenigen, die sich bemühten, evidenten Dinge zu beweisen, sagte er, sie würden genauso handeln wie Leute, die den Ehrgeiz hätten, mit Hilfe einer Kerze die Existenz der Sonne zu beweisen.

Als er einmal krank wurde, verschrieb ihm der Arzt ein Rezept. Da sagte er "Pflege mich nicht wie einen Rinderhirten oder einen Erdarbeiter, sondern teile mir zuerst dir Ursache deiner Vorschrift mit; erst wenn ich sie weiss, werde ich auch bereit sein, dir zu gehorchen."

Weiter sagte er: "Die Erzieher sind grösserer Ehren wert als die Eltern. Diese schenken das Leben, jene aber das Gut-Leben."

Wie er einmal einen jungen Menschen bemerkte, der über die drohenden Worte seines Vaters betrübt war, sagte er ihm: "Schau nicht auf seine Worte, mein Junge, sondern auf sein Herz."

Gefragt, worin der Mensch Gott gleich sei, antwortete er:"Im Wohltun."

Als man ihm einmal Vorwürfe machte, er habe einen unwürdigen Menschen beschenkt, antwortete er, er habe nicht daran gedacht, wie schlecht jener sei, sondern dass er ein Mensch sei.

Über die Athener pflegte er spöttisch zu bemerken, sie hätten sowohl den Getreidebau wie auch die Gesetze erfunden. Bedienen würden sie sich aber bloss des Getreides, nicht der Gesetze.

"Man soll hohes Lehrgeld velangen, und zwar von den Begabten, weil ihnen aus dem Unterricht grosser Nutzen erwächst, und von den Unbegabten, weil sie den Lehrern grosse Mühe machen"

Als Nikomachos, der Sohn des Aristoteles, keine Lust zum Philosophieren zeigte, sagte Theophrast, sein Lehrer: "Schön ist nicht allein, die Güter eines solchen Vaters zu erben, sondern auch seine Lebensweise."

Aristoteles nannte die Freundschaft "eine Seele, die in zwei Körpern wohnt."

Gefragt, was das Schwerste im Leben sei, antwortete er: " Das Schweigen."