Archiv für den Monat: Juni 2013

Auf der Moosegg ist ein Ziegenparadies entstanden

Noch heute werden Besucher auf vielen Schweizer Alpen vom fröhlichen und Heimeligen Läuten der Ziegenglocken begrüsst. Hier, auf den mageren Alpwiesen fühlen sie sich genau so wohl wie im Flachland, wo das Gras dichter und üppiger wächst. Viele Geschichten erzählen von Ziegen und vom idyllischen Leben in den Bergen, die berühmteste hierzulande ist gewiss die Erzählung von Heidi und Peter. Früher waren Geissen die Kühe der armen Leute, auf manchem Hof waren einige wenige Geissen anzutreffen, die den Milchbedarf des Haushaltes deckten. In der zweiten Hälfte des 20. Jarhunderts verlor die Ziege an Bedeutung, das hatte zur Folge, dass viele Ziegenarten fast ausgestorben sind. So etwa die Stiefelgeiss oder die Kupferhalsziege, von denen in den 90er Jahren nur noch wenige Exemplare lebten. Dank Pro Specie Rara und engagierter Ziegenfreunde konnte ihr Bestand aber wieder stabilisiert werden, die Gefährdung bleibt indes bestehen.

Bündner Strahlenziege
Bündner Strahlenziege beim Kachelhüsi

Auf dem Hof «Kachelhüsi» von Rita und René Späni leben seit einem Jahr Ziegen aller Schweizer Rassen. Darunter weit verbreitete Arten wie etwa die weisse Saanen Ziege, die auch heute noch als Milchgeiss geschätzt wird. Es sind aber auch ganz seltene Arten anzutreffen wie die oben erwähnte Kupferhalsziege oder die ihr nahe Verwandte Grünochte Geiss. Beide unterscheiden sich nur durch die Fellfarbe im vorderen Teil. Beides sind robuste Bergziegen, mit langem Fell, kräftigen Hörnern und mit einem charakteristischen Ziegenbart. Ganz anders sieht die Bündner Strahlenziege aus. Über den Kopf verlaufen auf dem sonst schwarzen Fell zwei weisse Streifen zur Nase, die dem Tier den Namen gaben. Mit schön gebogenen Hörnern, Geissbart und mit weissem Maul blickt das aufmerksame Tier keck in die Welt. Gerade so, als ob sie zu wissen scheint, dass ihr Kopf ein beliebtes Sujet in der Bündner Tourismuswerbung ist.

Rita und René Späni laden gegen Anmeldung Besucher gerne auf ihren Hof ein, um die farbenfrohe Ziegenschar zu besuchen und die verschiedenen Tiere zu beobachten und zu bestaunen. Die Tiere sind neugierig und viele von ihnen gehen ohne Scheu auf die Besucher zu. Rita und René Späni geben sich viel mit ihren Ziegen ab, das macht sie zutraulich.

Kontakt Ziegenschauhof: rensp@bluewin.ch. Bericht in der Wochen-Zeitung.

Trotz gültiger Parkkarte: SECURITAS stellt Busse aus!

«Nachzahlgebühr» nennt sich das, was ich letzte Woche auf dem Heimweg unter dem Scheibenwischer meines Autos vorfand. Ausgestellt hat sie die Securitas in der Meinung, ich hätte keine gültige Parkkarte. Ich solle freundlicherweise 40 Franken nachzahlen, stand auf dem Zettel. Vermutlich hat der Securitas Parkwächter auf dem Bahnhofparkplatz in Hasle-Rüegsau nicht genau hingeschaut, denn unter der Frontscheibe war die gültige, bis April 2014 ausgestellte Parkkarte deutlich zu erkennen. Ein Fehler kann ja passieren, dachte ich mir und brachte die Busse an den Schalter. In der arglosen Meinung, das sich dieses Missverständnis rasch und unkompliziert lösen lässt.

Das war der erste Irrtum. Denn nun ging ein Spiessrutenlauf zwischen den Instanzen los. Der Beamte am Bahnschalter erklärte sich als nicht zuständig und verwies mich an die Securitas, die auf den Parkplätzen der BLS für Ruhe und Ordnung sorgt. Dort war indes niemand mehr erreichbar, man vertröstete mich auf den folgenden Tag und wünschte trotzdem einen schönen Abend. Als ich am nächsten Morgen bei der für die Busse zuständigen Instanz endlich durchkam, beschied man mir, ich sollte Busse und Parkkarte scannen und dann per Mail oder Postbrief an die Securitas senden. Mit anderen Worten: wegen eines Fehlers des Dienstleisters habe ich als Kunde die Umtriebe …und den Ärger! Widerwillig machte ich mich an die Arbeit und sandte das E-Mail in der Hoffnung, dass die Securitas rasch entscheidet und die Busse annuliert.

Und wieder ein Irrtum. Die Zuständigen bei der Sicherheitsfirma lassen sich für diese verwaltungstechnische Formalität viel Zeit. Inzwischen sind vier Tage verstrichen, ohne dass ich eine Antwort erhalten hätte. Ich werde geduldig auf den Bescheid warten, was bleibt mir denn anderes übrig? Wer es mit Monopolisten zu tun hat, muss so etwas in Kauf nehmen.

Update (6.7.2013): Securitas hat die Busse storniert. In einem Brief teilte mir das Unternehmen mit, dass die Nachzahlgebühr «nach interner Überprüfung und Rücksprache mit dem Auftraggeber» annuliert wird. Vielen Dank an die Securitas.

Bei der Dorflinde

Dorflinde Subingen

Am Ende des Unterdorfes stand vor rund 50 Jahren noch eine grosse, alte Dorflinde. Leider sind es nur noch wenige Details, an die ich mich erinnern kann. Es war ein geräumiger, nicht asphaltierter Platz auf dem der grosse Baum stand. Rund um den breiten Stamm standen hölzerne Sitzbänke, es war ein Bild so wie es auf manchem alten Photo noch zu sehen ist. Aber dann verschwand die alte Linde plötzlich. Ob es wegen der neuen, breiteren Strassen war, oder weil der alte Baum krank wurde, ich weiss es nicht mehr. Jedenfalls hinterliess die Dorflinde eine Leere. Und auch Jahre später noch, als der vernarbte Platz längst begrünt war und die Erinnerungen an die prachtvolle alte Linde schwanden, war das Fehlen des alten Baumes doch immer noch fühlbar.

Und dann, einige Jahre später, wurde am gleichen Platz eine junge Linde gepflanzt, die in der Zwischenzeit zu einem stattlichen Baum herangewachsen ist. Ein noch junger Baum erinnert jetzt wieder an das alte Leben im Wasserämter Dorf Subingen. Unmittelbar neben der Linde, entlang der Oesch gibt es einen kleinen Dorfpark. An manchen Frühlings- und Sommertagen versammelt sich hier die Dorfjugend und geniesst den schattigen, heimeligen Platz im Grünen. Ist das nicht gerade so, als ob der alte Brauch, sich am Abend oder am Sonntag bei der Linde zu versammeln, neues Leben erhalten hat?

Nachtrag: viele Subinger erinnern sich noch heute an die alte Dorflinde, nennen Sie aber Polenlinde. Sie hat diesen Namen aus der Zeit des zweiten Weltkrieges. Damals waren auch in Subingen polnische Partisanen interniert. Diese versammelten sich stets im Schatten dieses Baumes. Sie erneuerten die Holzbänke und manche schnitzten sogar Holzfiguren, von denen heute noch eine im Dorf beim «Doktorhaus» zu sehen ist. Als die Linde erkrankte und gefällt werden musste, verschwanden leider auch die übrigen Figuren, die bei der Linde standen. Der Entscheid zum Fällen der Linde löste eine heftige Debatte in Dorf aus. Viele Subinger sahen in der alten Linde ein bedeutendes Denkmal und wollten sie erhalten. Man einigte sich dann darauf, dass an derselben Stelle eine neue Linde gepflanzt wird.

D Gschicht vom Spinnredli

Wenn am Abe ds Tageswärch isch fertig gsi u d Sunne sich em Jura zue gneigt het, de si d Lüt uf em Land gärn vor em Huus oder bi der Dorflinde zämeghocket u hei allergattigs brichtet: was si nöis vernoh hei, was uf der wyte Wält isch passiert. Aber o mängs Müschterli us alte Gschichte- u Erläbnistruckli. Vor meh als 100 Jahr, wo weder Färnseh no Handy oder Computer de Mönsche der Chopf hei sturm gmacht, hei üser Urgrosseltere bim singe, musige u dorfe vil Churzwyl u mängi heiteri Stung erläbt. O mi Urgrossmueter, d Marie Fankhuser het das scho als Ching u speter als Mueter no präzys so erläbt u gärn erzellt, wie das albe isch gange. Si isch anno 1881 bim Fankhus im Trueb gebore u het o dert die erschte Jahr vo ihrer Chinderzyt erläbt. Das isch die Zyt gsi, wo si vo de eigete Eltere u Verwandte mängs Gschichtli het vernoh u im Gedächtnis het bhalte. Wo si du no als Ching vom Trueb furt het müesse, zerscht i d Wynigebärge u vo dert i ds Wasseramt, si die Erinnerige mit uf e Wäg. U no mängs Jahr speter het d Marie immer wider gärn öppis us em alte Gschichtetruckli füregchramet u läbhaft erzellt. Eim vo de Grossching, mire Mueter, het d Marie gärn am Abe nöis brichtet u bim verzelle si alti Erläbnis us der Trueber- u Wynigerzyt wider läbig word. Wenn Marie so het brichtet, de isch d Zyt vergange, als ob e ganzi Stung i eim Ougeblick verbi isch. De chline Zuehörer isch es gsi, als ob d Zeiger a der Stubeuhr Flügel hätte und e stife Wind drifahrt. Der Marie isch halt die wärtvolli Gab gschäicht gsi, Gschichte so z’erzelle, dass me meint, me sig nid nume derbi, sondern grad zmitz drin!

Eino vo dene Gschichte het Marie bsungers gärn erzellt, wil das äbe me sig als nume es Gschichtli, wie si sälber versicheret het. Das, was sich da im Jahr 1889 uf em Pächterhof bi Wynige zuetreit het, das heig si als achtjährigs Meitschi sälber erläbt! I däm Jahr isch d Familie vo der Marie vom Fankhus furtzoge, wil der Vater dert e kei Arbeit meh get gfunge. Uf der Suechi nach eme Heimet si Fankhusers z Wynige fündig worde u hei oberhalb vom Dorf es Purehus i Lähe übercho. Mit allem Hab u Guet isch d Familie furt vom Ämmital, em Oberaargau zue u het nach ere mehrstündige Fahrt mit em Fuehrwärch das Heimet erreicht. Der Bsitzer vom Hof, e alte Puur, het scho gwartet u die grossi Familie begrüesst. Chum abgsässe isch der erscht Rundgang dür Hus u Hof, dür Stall u Schopf gmacht worde. Das isch itz also der Platz, wo mir blibe, hei o d Fankhuser Ching zu sich sälber gseit u mit grosse Ouge all das Unbekannte u Unvertroute gschouet. Der Marie isch es im erschte Momänt i all däm Nöie inne nid ganz wohl gsi, aber denn het si sich a das erinneret, wo der Vater uf em Wäg gseit het: e Aafang isch nie liecht! Aber wenn Fride isch unger de Mönsche, de cha eim jedes Plätzli uf dere Wält lieb wärde.

Wo me du bim erschte Gang dür ds Huus i hinger Teil vom Gade isch cho, blibt der Puur plötzlich stah u macht e Türe uf. E chlini, lääri Chammere, ganz ohni Fäischter het sich hingedra verborge. Ds Gsicht vom Puur isch im nächschte Momänt ärnscht worde und er het em Lähema aagha, ja nie öppis i dere Chammere abztelle, sigs o nume es Schämeli oder es Stuehlbei. E Geischt wo e kei Fride cha finge, geit da Nacht für Nacht i und us, het der alt Ma gwarnt u isch druf ohni öppis wyters z’säge d’Loubestäge ab.
Im erschte Momänt isch es ob däm Bricht der Familie Fankhuser uheimelig worde u d Eltere hei versicheret, die armi Seel mües ihre Wille ha, so blib die Chammere halt läär. Aber wo es paar Tag speter d Familie het aagfange, sich im Huus izrichte u jedes Ding si rächt Platz het gfunge gha, isch ds Gspräch halt doch wider uf die Gschpänschterchammere cho. U das isch verständlich, so e Platz wo alles cha dännegrumt wärde, wo im Momänt grad niene brucht wird, chunt ere grosse Familie chummlig. Wo du ei Abe Fankhusers bim Znachtässe si ghocket, isch die Gschicht mit der eigelige Chammere wider verhandlet worde. Villecht isch dä Bricht vom Pachtherr ja gar nid wahr, het der Vater gmeint: Geischtergschichte git es fürah mängi im alte Bärnbiet!
So si Vater u Mueter rätig worde, a däm Aabe öppis uszprobiere: es Spinnredli, wo grad niene het chönne brucht wärde, isch zmitz i d Chammere gstellt worde. Der Vater het d Türe verriglet u der Schlüssel i Hosesack gsteckt. Vor em Huus het es scho vernachtet und e Rung speter isch ds letzte Stubeliechtli glöscht worde, Fankhusers hei sich zur Rueh gleit. De einte isch es aber im Bett bi der Sach nid ganz ghür gsi. Mit Geischter darf me kei Muetwille tribe, hei si däicht und sich im Gliger hin u här dräiht, wil der Schlaf sich Zyt glah het! Die angere hei sich, wie alli müed vom Tageswärch, nume no gseit me mües alti Spukgschichte la Spukgschichte si u der Schlaf het ei Chehr si gheimnisvolli Troumdechi über ihrem Bett usbreitet.

So isch es ganz feischter worde u still blibe im Huus bis wyt über d Mitternacht use, nume ds nächtliche Liede vo de Grille isch z’ghöre gsi. Aber denn isch es i dere stille u milde Nacht vo eire Sekunde uf die angeri losgange, grad so, als ob e Kanunechrugle abgschosse worde wär: us der spuckige Chammere mit em Spinnredli het es afa lärme u poltere, so lut, dass Fankhusers ufgschreckt si im Bett u hei müesse d Häng vor d’Ohre ha! Lüter isch der unghüürig Lärm i dere fridliche Nacht worde, es het kracht u tonachset. Grad so, wie wenn e Aschutz vor Ämme ds Tal ab fahrt u am schwarze Gwitterhimmel der Donner rollt. Der Puurefamilie isch es chalt der Rügge ab gloffe, i der Stube si alli zämecho u hei gspürt, wie ds ganze Huus vom Lärm zitteret. Niemer het sich trout, i d Chammere ga z’luege, was passiert. U niemer het speter chönne säge, wie lang dass es i dere Nacht donneret u glärmet het.
Aber grad so schnäll, wie das unghüre Lärme isch losgange, isch es o wider verschwunde. Uf einisch isch es ganz still worde im Huus. Die letschti Stung vor em erschte Tagesliecht isch aabroche u scho gli si die erschte Tier um ds Huus und im Stall z ghöre gsi. Fankhusers aber si no ganz verstört i der Stube ghocket. Niemer het chönne schlafe u nume ei Gedanke het alli fescht im Griff gha, e Griff chalt wie Isch, so dass es se tschuderet het! Es isch du wider Vater gsi, wo gesit het, er mües itz doch ga luege, wie das e Sach isch i der Chammere. Es isch e heitere Tag gsi u d Morgesunne het fründlech dür d Gadefäischter gschine. Das het die ganzi Lähefamilie nach der Angscht in der Nacht mit nöiem Muet erfüllt u zäme isch me ga luege, was passiert isch i der Geischterschlag.

Der Vater drückt uf e alt Türgriff u d Türe geit uf, so dass ds Tagesliecht d Chammere mit Heiterei erfüllt. Ds Liecht het grad u das gschune, wo am letschte Abe no es Spinnredli isch gsi. I Hudel u Fätze isch das Redli verschlage gsi u alli Holzbitze si im ganze Zimmer verteilt desume gläge. Mi hät chönne meine, öpper heig ir ergschte Töibi inne das Spinnrad mit em Bieli oder mit eme Hammer so lang verschlage u vertrümmeret, bis nume no chlini Bitze si übrige blibe. U denn, wil d Wuet no gar nüt isch abklunge, die Bruchstück ir Chammere desume bängglet u gschlängget het. Vo da isch also dä Lärm cho. Fankhusers si da gstange, hei enang aagluegt u hei no nid rächt chönne fasse, was da passiert isch. Isch es doch e Geischt gsi, so wies der alt Puur het gseit u dervo het gwarnt gha? Oder het öpper der Familie e böse Streich gspilt? Die Junge hei es ja o hie uf de Wynige Bärge im Bruch, während der Nacht öppis azstelle, het der Vater gmeint. D Mueter het das Erläbte vil ärnschter gno u het gmeint, da müesse d Kapuziner häre.

So isch es de o gmacht worde. Es paar Tag druf si zwe Kapuziner vo Soledurn här der Bärg uf cho u hei ds ganzue Huus igsägnet u mit Weihrouch greiniget. Vo denn a isch es still blibe uf däm Heimet. Fankhusers hei nie meh öppis uheimeligs erläbt, sogar denn nid, wo si die Chammere doch no als Abstellrum brucht hei. Das also isch d Gschicht vom Spinnredli, so wie se d Marie erzellt het.