Archiv für den Monat: Juni 2011

«Die Hütte»

Aus aktuellem Anlass (die Geschichte wird verfilmt) möchte ich über ein Buch berichten, das in mancherlei Hinsicht ungewöhnlich ist. In den USA hatte es einen überwältigenden Erfolg, belegte während 70 Wochen den ersten Platz auf der Bestsellerliste, insgesamt wurden 10 Millionen Exemplare in 30 verschiedenen Sprachen verkauft. In den Medien, in Foren unan an Podien wurde eifrig über das Buch diskutiert. Die Rede ist natürlich von William P. Young’s Erfolgswerk «Die Hütte (The Shack).erzählt wird darin die Geschichte von Mackenzie Allen Philips («Mack»), der mit Nan glücklich verheiratet ist und fünf Kinder hat. Mit den drei jüngeren Kindern macht Mack eines Tages einen Ausflug an den idyllischen Wallowa See. Und dort geschieht das grauenhafte Unglück, das den weiteren Verlauf der Erzählung prägt. Macks jüngste Tochter Missy wird von einem Kinderschänder entführt und in einer entlegenen Hütte. Als es geschah, musste Mack seine beiden anderen Kinder aus einer lebensgefährlichen Situation retten, so konnte er das Verbrechen an Missy nicht verhindern. Dennoch plagen den Vater von nun an schwere Schuldgefühle, die ihn in Depressionen führen. Und es ist die eine Frage, die Mack nicht mehr loslässt: warum hat Gott das zugelassen? Warum hat er mein Kind nicht beschützt vor diesem Monster?

Und dann, an einem kalten Wintertag passiert das, womit Mack nicht mehr gerechnet hat: Gott greift ein! Und er tut dies auf eine völlig unerwartete und überraschende Art und Weise. Gott schickt Mack einen Brief, den er mit «Papa» signiert, darin lädt er ihn in die Hütte ein, in der Missy ihr Leben verlor. Als Mack ankommt, hat sich die Hütte verwandelt. Es ist jetzt kein halbverfallenes Bretterwerk mehr, sondern ein einadendes und gepflegtes Waldhaus, wohnlich eingerichtet und umgeben von einem wunderschönen, blühenden Garten. Als Mack die Hütte betritt, offenbart sich ihm Gott in der Gestalt dreier Menschen aus verschiedenen Kontinenten: Jesus ist ein hebräischer Handwerker, der heilige Geist eine Asiatin, die Sarayu (Wind) heisst. Und Gott als dunkelhäutige Afrikanerin, die sich Mack als «Papa» vorstellt. Warum erscheinen sie Mack gerade so? Damit er nicht in festgefahrene Denkmuster zurückfällt.

In den nun folgenden Gesprächen lernt Mack Gott kennen. Nicht als ein fernes Wesen oder als abstraktes Prinzip, sondern als ganz reale Persönlichkeit, die alle Menschen liebt und an ihrem Leben Anteil nimmt. Selbst dann, wenn wir schicksalsschwere Zeiten durchleben und Gott fern von uns glauben. Für Gott ist jeder einzelne Mensch einzigartig und besonders. Young vergleicht die Liebe Gottes mit der eines Vaters oder einer Mutter. Eltern lieben jedes ihrer Kinder auf eigene Weise, weil jedes etwas besonderes ist. Aber doch lieben sie keines weniger oder mehr als die anderen.

«Warum hast Du zugelassen, dass Missy getötet wird?» Das ist die Frage, die Mack mehr als einmal an Papa richtet. die Frage, weshalb Gott ungerechtigkeit und menschliches Leid nicht verhindert, ist so alt die die Menschheit selbst. Wir wissen die Antwort nicht. Wir können Calvins Rat beherzigen und darauf vertrauen, dass Gott immer das richtige tut, auch wenn wir es heute noch nicht verstehen können. So bekommt es Mack auch von Jesus gelehrt, als es um die Frage geht, was Gerechtigkeit ist. Sicher: auch Young’s Antwort gibt wiederum Anlass zu neuen Fragen und bleibt letztendlich unverbindlich. Auch bei anderen theologischen Problemen wie der Existenz des Bösen weicht der Verfasser aus. Das muss aber kein Nachteil sein, denn darauf finden wir ja Antworten in der Bibel. Young geht es im Kern um die Beziehung des Menschen mit Gott und um die Gewissheit, dass Gott unser Leben und unser Schicksal niemals gleichgültig ist.

Wie aber geht die Geschichte weiter? Begleitet von Jesus und Sarayu wächst in Mack ein neues Vertrauen. Zuletzt erlangt er die Versöhnung mit seinem eigenen Schicksal. Als er sieht, dass Missy in Jesu Armen glücklich und geborgen ist, kann er sich vom aufgestauten Schmerz lösen und zuletzt sogar dem Mörder vergeben. Als Gott ihm die Wahl lässt, für immer bei Missy zu bleiben, oder seine Welt zurück zukehren, entscheidet sich Mack für letzteres, denn er hat durch die Begegnung mit Gott auch erkannt, dass er in seiner Familie geliebt und gebraucht wird.
Natürlich ist die Hütte mehr als ein Roman. Es ist die Einladung, es mit Gott neu zu versuchen. Ohne theologischen Ballast vermittelt es in leicht verständlicher Weise Denkanstösse zu zentralen Fragen des Glaubens und der menschlichen Existenz. Und natürlich ist die Hütte auch ein missionarisches Buch – es weist einen ungewöhlichen Weg zum Verständnis der Bibel und damit zu Gott

Google’s Blitzstart in die Wolke

Auch in der Informatik wiederholt sich die Geschichte: mit Chrome OS, einem neuen, browserbasierten und damit leichtgewichtigen Betriebssystem verblüfft der Such-Primus zurzeit die Fachwelt. Während die einen über das flinke Linux-Betriebssystem begeistert und voll des Lobes sind, rümpfen andere die Nase: sowas kann doch nicht gut gehen, schliesslich will der Anwender mit seinem PC mehr machen als nur surfen! In dieser hitzigen Diskussion wird vergessen, dass die Idee von Google so neu gar nicht ist. Computer mit einer schlichten und möglichst einfachen Bedienung waren schon vor mehr als 25 Jahren ein Thema.

Chrome Cloud

Im Buch «Faszination Programmieren« von Susan Lammers ist auch ein Interview mit dem berühmten Computerpionier Jef Raskin zu finden. Über die damaligen Computer konnte er sich nicht so recht freuen, sie waren ihm zu kompliziert. Raskin wollte etwas möglichst einfaches haben. «Regen Sie sich nicht auf? Regen Sie sich nicht schon seit Jahren auf??» ereiferte sich Raskin und stellte der Interview-Partnerin einen Computer vor, der seinem Geschmack entsprach: ein Apple II, erweitert mit der von ihm selbst entwickelten SwyftCard. Sobald der Computer eingeschaltet wird, kann losgelegt werden! Es gibt keine Menus, keine Modi, einfach nur ein Cursor, der zum tippen einlädt. Swyft war ein einfaches, aber geniales System zum erfassen, durchsuchen, organisieren, drucken und speichern von Texten. Stromausfall? Kein Problem, alles ist noch da, obwohl nichts gespeichert wurde.

Leider war der SwyftCard nur wenig Erfolg beschieden. Es dauerte dann fast 10 weitere Jahre, bis die Idee vom «Thin Client» neu aufgegriffen wurde. Und diesmal von zwei ganz grossen der Branche: Scott Mc Nealy (SUN) und Larry Ellison (Oracle). Zusammen lancierten die schillernden Grossunternehmer den «Network Computer«: ein Gerät, das ohne Festplatte auskommt, ein durch Java erweitertes UNIX-Kleinstsystem startet und seine Anwendungen und Daten aus dem Netzwerk holt. Allein, auch diesem ehrgeitigen Projekt war nicht viel Erfolg beschieden; niemand wollte diese kleinen Rechner. Und einige Jahre später wurde der NC stillschweigend begraben. Warum hatte der NC nicht mehr Erfolg? Es lag nicht nur an der fehlenden Bandbreite, die Dominanz von Microsoft war zu dieser Zeit schlicht zu gross. Und erschwerend kam hinzu, dass es an Unterstützung Dritter fehlte.

Wie stehen nun also die Erfolgschancen für Google’s Chrome OS? Wenn man die Trends genau beobachtet, dann deutet einiges darauf hin, dass Chrome OS ein Trendsetter werden könnte. Aus mehreren Gründen. Da wäre zuerst das Internet, das von Millionen von Menschen genutzt wird – jeden Tag. Und Chrome OS setzt voll und ganz auf das Netz: «Only the Web«, lautet bekanntlich der Slogan. Alles dreht sich um einen schnellen Browser, der nicht nur Webseiten anzeigen sondern auch umfangreiche Applikationen ausführen kann. Google Docs zum Beispiel. Oder Picnik. Das heisst auch, dass die Programme nicht erst installiert werden müssen, sie kommen direkt vom Anbieter, werden vom Browser geladen und ausgeführt. Das ist praktisch – auch weil stets die aktuellste Version verwendet wird.

Google Chromium OS

Chromium OS

Zum zweiten: Alle Daten und Einstellungen werden in der Cloud (Wolke) gespeichert und nicht mehr auf dem verwendeten PC/Notebook. Es genügt somit, auf einem anderen PC mit Chrome OS einzuloggen um auf alle eigenen Daten, Applikationen und Einstellungen zugreifen zu können. Besonders für Menschen, die viel unterwegs sind, ist dies ein entscheidender Vorteil: geht das Netbook verloren, kann im nächsten Shop ein neues Chromebook erworben und innert Minutenfrist weiter gearbeitet werden…

Moment! Heisst Cloud nicht, dass die Daten irgendwo auf dem Server eines Dienstleisters landen? Das stimmt. Sicherheitsbedenken sind angebracht. Vetrauliche Informationen bleiben besser innerhalb eines geschützten Netzes (VPN). Andererseits: sobald ein Rechner Zugang zum Internet hat, besteht immer die Gefahr, dass Daten durch Trojaner, Keylogger oder Rootkits entwendet werden. Es muss in jedem Fall abgewogen werden, wo die Daten am besten aufgehoben sind. Und die Cloud eines vetrauenswürdigen Anbieters ist eine gute Wahl.

Aber zurück zu Chrome OS: es bietet noch weitere Vorteile: ein Chrome PS Rechner ist nach wenigen Sekunden betriebsbereit, da er den ganzen Ballast eines aufwendigen Desktop OS nicht schultern muss! Für diese Bescheidenheit bedankt sich auch der Akku, der das Gerät 8 Stunden am Leben erhält. Und weil es keine umfangreiche Desktop- und Systemeinstellungen gibt, sind die Geräte weniger wartungsaufwendig. Dafür bedankt sich sich der Sysadmin, der die Service Packs im Schrank lassen kann…

Das tönt alles gut. Der Web Desktop könnte eine Erfolgegeschichte werden. Dafür spricht auch, dass Chrome OS bereits Nachahmer hat (Webian) und sogar Microsoft mit Windows 8 den Webbrowser ins Zentrum rücken will. Google verabschiedet sich mit Chrome OS pionierhaft vom Paradigma des «Fat PC» und startet mit dem Webdesktop in neue Sphären. Der Internetspezialist hat in allen dazu erforderlichen Technologien während Jahren Erfahrungen sammeln können und die Chancen, dass es diesmal keinen Fehlstart gibt, stehen gut.

Tipp: Das Themenbild entstand mit Google Docs in nur wenigen Minuten. Zusammengesetzt ist es aus einem Screenshot, der mit Windows 7 erstellt wurde, sowie mit zwei Piktogrammen von openclipart.org. Nebst Zeichnungen können auch Texte, Tabellen und Präsentationen erstellt werden. An Office-Programme wie OpenOffice.org reicht Google Docs nicht heran, alle für den Alltag wichtigen Funktionen sind aber vorhanden!

Gotthelf Märit 2011

«Haare, barte, Rügge chraue…» Über Aufmerksamkeit konnte sich die Frau vor der Konditorei zum Beinhaus nicht beklagen. Zu den langen Kleidern trug sie ein «Fürtuch», einen runden Hut und eine «Redli-Brille». Mit kräftiger Stimme pries sie ihre Dienstleistungen an. Einige Märit-Besucher machten spontan mit und liessen sich von der bodenständigen Fachfrau den Bart schneiden, die Füsse waschen oder die Haare kämmen. Und während auf der gegenüberliegenden Strassenseite die «Wöschwyber» ihrer Arbeit nachgingen, wetteiferten sie so mit der Coiffeuse aus Gotthelfs Zeiten, die nebst ihrem Können auch ihre Schlagfertigkeit unter Beweis stellte…

Auch 2011 gibt es am Sumiswalder Gotthelf-Märit viel zu sehen und zu erleben. Zwei Jodlerklubs, eine Örgeligruppe, die Musikgesellschaft und das Kinderchörli Unteremmental verwöhnen die Besucher mit Gesang und Musik der traditionellen und volkstümlichen Bernerart. Auf der Kreuzmatte gibt es dieses Jahr ein Plausch-Platzge. Was ist denn platzgen, mag nun ein Nicht-Berner fragen. Ganz einfach; platzgen ist ein alter Wurfsport, beim dem die Platzge möglichst nahe an einen Schwirren/Stock geworfen werden muss. Wer’s genau wissen will zum üben, findet die Spielregeln auf www.platzgen.com.

«Chömit, luegit, stuunit …u choufit!». Der Gotthelf-Märit 2011 verspricht erneut ein Fest zu werden für alle Sinne. Und wer im im regen Märit-Leben eine Pause machen will zum etwas essen und trinken, wird nicht enttäuscht werden. An zahlreichen Ständen werden die Besucher mit Köstlichkeiten aus der Region versorgt. Das gehört sich so im Emmental! Apropos Region; Gastregion ist dieses Jahr das Winzerdorf Rivaz am Genfersee. Hier können die bekannten und beliebten St-Saphorin- und Dézaleyweine degustiert werden – und damit echte Genferseeatmosphäre aufkommt, werden schmackhafte Fische aus dem Lac Léman serviert.

Gotthelf-Märit 2011: 11. Juni in Sumiswald