Archiv für den Monat: Januar 2011

Neues Jahr, neue Technologien

Schon wieder drei Wochen alt ist es, das neue Jahr. Der Kalender auf dem Tisch zeigt den 22. Januar; gleich daneben liegt ein Stapel mit Büchern, die ich mir während den ersten Tagen in neuen Jahr besorgt habe. Und nun sitze ich da und versuche mich auf den Inhalt zu konzentrieren. Was alles ich am Ende der Lektüre werde gelernt haben (oder auch nicht) weiss ich noch nicht. Eines aber ist weiss ich schon jetzt: 2011 ist in bezug auf die Informatiktechnik anders als die vergangenen paar Jahre. Denn 2008-2011 wurde es auch Neujahr, aber dann wurde einfach weitergemacht. Genau so wie vorher! 2011 wird ganz anders sein, es wird uns zahlreiche neue Produkte, Techniken und Trends bescheren. Einige davon, wie etwa IPV6 werden eher im Stillen die Bühe betreten, obwohl sie eminent wichtig für das Internet sind. Im Kontrast dazu wird der Tablet Boom eine selten erlebte Breitenwirkung haben: Tablets werden in wenigen Jahren im Alltag so selbstverständlich sein wie Handys oder Desktop PC’s. Und sie werden die Art und Weise, wie wir Computer wahrnehmen und mit ihnen umgehen, verändern.

Den Anfang unserer kurzen Vorschau macht HTML5. HTML ist die Hypertext Markup Language, die 1989 zum Erstellen von Webseiten entwickelt wurde. Während den kommenden Jahren wuchs das World Wide Web rasant und eine alte Lebensweisheit besagt: mit der Nutzung wachsen die Ansprüche. Folgerichtig wurde HTML stetig weiterentwickelt, um diesen wachsenden Ansprüchen zu genügen. 1992 wurde HTML2 vorgestellt, das Webformulare einführte. Mit HTML 3.2 wurden Befehle entwickelt, die das Einbinden multimedialer Inhalte ermöglichten und 1999 wurden mit HTML4 Stylesheets und Scripts implementiert.

Bei der Lancierung des neuen HTML5 Standards sind nun aber einige Dinge etwas anders. Das W3C, das für die Entwicklung des HTML Standards verantwortlich zeichnet, liess ein Logo entwerfen, mit dem auf HTML5 aufmerksam gemacht werden kann. Und das aus einem einfachen Grund: Mit HTML5 soll auch XHTML wieder in den Focus des Interesses gerückt werden. Warum? XHTML verwendet zur Auswertung einer HTML Datei nicht mehr einen SGML Parser. Dieser arbeitet fehlertolerant, eine Seite wird auch dann angezeigt, wenn die HTML Datei inkomplett oder ungültig ist, resp. fehlerhafte Elemente enthält. Im Gegensatz dazu bricht XHTML sofort mit einem Hinweis ab, wenn ein Fehler erkannt wird. Das klingt im ersten Moment ziemlich streng. Aber XHTML ist wichtig, weil fehlerhafte HTML Dateien für die Entwicklung neuer Standards stets ein Hindernis, wenn nicht gar ein Risiko sind.

Neu ist ferner, dass HTML5 zwar eine beachtliche Reihe neuer Funktionen bringt, dabei aber nicht erwartet, dass alles von den Browser Herstellern sofort umgesetzt wird. Vielmehr gibt es eine Bibliothek, mit der ein Entwickler feststellen kann, welche HTML5-Features der verwendete Browser bereits unterstützt. HTML5 bringt neue Elemente zum Strukturieren eines Dokumentes, neue Formularfelder wie den «Slider» oder Tags zum Einbinden von Videos. Eine der spektakulärsten Neuerungen ist aber definitiv das Canvas, mit dem dynamische Grafiken erstellt werden können. Einen sehr guten Einstieg in HTML5 bietet Mark Pilgrim mit Dive Into HTML. Einer Kurzfassung des von ihm verfassten HTML5 Buches.

IPv4 Adressen Restlaufanzeige auf iNetCore

Dem Internet gehen die Adressen aus. Damit jeder Teilnehmer im weltweiten Netz eindeutig identifiziert werden kann, muss ihm beim Verbinden eine eindeutige Adresse zugewiesen werden. Dies geschieht seit 30 Jahren mit dem IPV4 Standard. Nur: IPV4 Adressen bestehen lediglich aus je vier Bytes (z.B. 82.220.101.31). Das ergibt theoretisch 4.29 Milliarden verschiedene Adressen. Da die Vergabe der Adressblöcke aber bei der Einführung wenig effizient war (vielen Firmen und Organisationen wurden zu grosse Adressbereiche zugewiesen), stehen in der Praxis weniger zusammenhängende Adressblöcke zur Verfügung. «Der Countdown läuft ab» warnt Heise und weist darauf hin, dass Der IPv4-Adresspool der IANA nahezu leer ist. Das heisst nicht, dass mangels Adressen Benutzer nicht mehr online gehen können. Aber die Vergabe von Adressen und die Verwaltung des Adressraumes werden immer komplizierter!

Höchste Zeit für den Nachfolger IPV6. Diese neue Adressierungsschema löst nicht nur die durch IPV4 entstandenen Probleme, es bringt auch viele Neuerungen, wie etwa das automatische Zuweisen von Adressen an ein Gerät. Jede IPV6 Adresse ist genau 16 Bytes lang. Also viermal grösser als eine V4 Adresse. Das ergibt 2128 Adressen, also eine Dezimalzahl mit 39 Stellen. Für alle, die sich unter so grossen Zahlen nichts vorstellen können, gibt der Autor des Buches IPV6 Essentials ein anschauliches Beispiel: Mit IPV6 wäre es möglich, jedem Sandkorn auf diesem Planeten mehrere Adressen zuzuweisen. Damit dürfte das Problem der Adressverknappung für eine lange Zeit vom Tisch sein. So bleibt die Frage: wie erfolgt die Migration von IPV4 zu V6? Die erfreuliche Antwort lautet: es ist ein fliessender Übergang. Router, Server und andere IP-basierte Geräte unterstützen bereits heute IPV6; so kann parallel zur IPV4 Adresse auch eine V6 Adresse zugewiesen und benutz werden. Wenn das ganze Netz mit V6 Adressen ausgerüstet ist, können die V4 Adressen entfernt werden. Eine Art Häutungsprozess also…

Vom 6. bis zum 9. Januar fand in der Spielerstadt Las Vegas die CES statt, die Consumer Electronics Show. Die CES ist die grösste Fachmesse für Computer und Unterhaltungselektronik weltweit. In den ersten Wochen des neuen Jahres treffen sich zu dieser multimedialen und weltwelt aufmerksam verfolgten Show die grossen Trendsetter der Branche zu einem schillernden Stelldichein. Was hier unter grosser medialer Aufmerksamkeit präsentiert wird, setzt die Trends und Massstäbe für das laufende Jahr – und darüber hinaus. Die CES ist ein Präsentationsfeuerwerk neuer Geräte, Softwareprodukte, Gadgets und Technologien. Die diesjährige Ausgabe der CES in Nevada war ganz eindeutig die Messe der Tablets. Mehr als 60 Tabletcomputer wurden präsentiert, von denen viele bereits in den beiden kommenden Monaten auf den Markt kommen sollen oder bereits verkaufsfertig in den Regalen stehen. Zu den populärsten zählen das Galaxy Tab von Samsung, das XOOM von Motorola, das Dell Streak, das Playbook von R.I.M. und natürlich das iPad. Das News Portal Engadget hat die Messe genau verfolgt und unter dem Titel Best of CES 2011 eine gelungene Zusammenfassung erstellt.

Was macht die Faszination der Tablets aus? Natürlich ist es die Art und weise, wie sie bedient werden – ganz einfach und intuitiv durch Berührungen, ohne Maus, Tastatur oder andere Eingabegeräte. Tablets sind die kleinen und mobilen Alleskönner, die trotz ihrer geringen Grösse an die Leistung von Desktop PC’s heranreichen. Besonders beliebt ist momentan das Galaxy Tab; da es etwas kleiner ist passt es problemlos in eine Jackentasche. Blitzschnell ist es betriebsbereit und mit dem Internet verbunden. Und es kann auch als Telefon verwendet werden. Tablets ändern nicht nur die Art und Weise, wie wir mit Computern umgehen, sie sind auch ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Internet everywhere. Tablets vereinfachen den Umgang mit dem Computer. Der Rechner rückt zu Gunsten der datenin der Hintergrund, wir merken kaum mehr, dass zwischen uns und der Information ein Computer steht. Gesteuert wird mit Gesten, gesprochenen Kommandos oder – in nächster Zukunft – mit Blicken.

Vor mir steht, während ich dies schreiben, noch immer der Bücherstapel, der gelesen werden möchte. Und gleich daneben im Regal finden finden sich ganz alte Bücher, aus der Zeit der Homecomputer und ersten PC’s. «VC20 Tipps und Tricks» zum Beispiel, oder «Programmieren mit FORTH». Schon damals vor 25 Jahren blickten wir gespannt auf Neuerungen und bevorstehende Trends. Die CES gab es schon damals, nur konnten wir uns noch nicht so schnell und einfach per Internet informieren. Wir warteten geduldig, bis die Fachzeitschriften berichteten. Wie wird es sein, wenn auch diese ganz neuen Bücher nur noch nostalgischen Wert haben werden? Was wird dann an der CES gezeigt? Und wie werden wir uns darüber informieren? Auf jedenfalls bleibt es spannend.

«Ein Herz und eine Seele»

Am 9. Januar wurde Elisabeth Beer-Gehrig feierlich in ihr Amt als Kirchgemeinderätin eingesetzt. Umrahmt wurde die Feier von der Sängerin Brigitte Mühlemann. Mit ihren einfühlsamen und stilsicher vorgetragenen Liedern bereicherte die Sopranistin den Gottesdienst. Auf der Orgel begleitet wurde Brigitte Mühlemann von Heinz Born.
«Ein Herz und eine Seele», so überschrieb Pfarrer Lorenz Schilt seine Predigt zur Amtseinsetzung, in der er darauf hinwies, dass unser Miteinander nicht immer harmonisch verläuft. Die Menschen sind aber zu einem friedvollen Miteinander berufen. Unsere Fähigkeit mitzufühlen, Leid und Freud zu teilen und Mitleid zu empfinden ebnet den Weg zu einem gelingenden Miteinander. Was aber sagt die Bibel zu diesem Themenkreis? Das Böse ist in den Büchern der Bibel eine ernstzunehmende Tatsache, stets von neuem schleicht es sich in unser Leben ein und richtet Unheil an. Aber die Bibel weist auch einen Weg aus dieser Sackgasse hinaus. Jesus Christus will mit seiner Botschaft befreien, er lädt uns ein, das Wagnis des Evangeliums einzugehen, damit neues entstehen kann. So wünschte der Pfarrer der neuen Rätin aber auch der ganzen Kirchgemeinde wenig Tränen aber lebensspendendes Wasser.

Auch ein Kirchgemeinderat ist nicht immer ein Herz und eine Seele. Dies betonte Ratspräsidentin Ruth Blaser in ihrer Ansprache. Es darf und soll ja auch verschiedene Meinungen geben. Der Diskurs der verschiedenen Ansichten ist auch ein kreativer Prozess. Die Mitglieder des Rates haben verschiedene Aufgaben und dementsprechend verschiedene Interessen. Aber: sie bilden auch eine Gemeinschaft, sind zur Einheit berufen. Enssprechend dem Gleichnis, von dem Paulus im ersten Korintherbrief erzählt (1. Kor. 12): viele Glieder, aber ein Leib.

Nach der Ansprache der Präsidentin wurde Elisabeth Beer feierlich in ihr Amt eingesetzt. Die Ratsmitglieder lasen gemeinsam Psalm 24, anschliessend wurde neue Rätin von allen Amtskolleginnen und -kollegen mit einer roten Rose im Kirchgemeinderat willkommen geheissen. Eilsabeth Beer wird von Katharina Kilchenmann das Ressort Öffentlichkeitsarbeit, Erwachsenenbildung und Kultur übernehmen. Elisabeth Beer nimmt das neue Amt als Herausforderung an, wie sie selbst sagt. Ihr neues Amt eröffne ihr die Möglichkeit, eine moderne und um Wandel begriffene Kirchgemeinde mitzugestalten.

Feuer in der St. Urs und Viktor Kathedrale

Foto: Bistum Basel

Schon aus grosser Distanz ist das 250 Jahre alte Bauwerk gut zu erkennen, wenn das aus weissem Marmorstein erbaute Meisterwerk im hellen Tageslicht leuchtet und sich vor dem Hintergrund der Juraberge deutlich abhebt. Hoch über der blauen Aare und den malerischen Stadthäusern und Türmen ragt die St. Ursen Kathedrale mit ihrem Turm und der runden Kuppel in den Himmel über der Stadt. Sie ist seit dem 18. Jahrhundert das Wahrzeichen der Ambassadorenstadt und gewiss auch der Stolz vieler Solothurner! Trotz ihrer beeindruckenden Grösse wirkt die Kathedrale auf den Betrachter nicht wuchtig, sondern anmutig und elegant. Die Bistumskathedrale ist ein einmaliges architektonisches Kunstwerk aus der Barockzeit. Und an diesem Eindruck ändert sich auch nichts, wenn man bei einer Besichtigung entdeckt, dass ursprünglich zwei Türme geplant waren, von denen aber nur einer aufgerichtet wurde.

Wer die Kathedrale über die breite, in Elfergruppen abgestufte Treppe und über das mächtige Hauptportal betritt, dem eröffnet sich eine Welt, wie es sie sonst nirgendwo gibt. Der Innenraum ist von einem hellen Licht erfüllt, das durch grosse Fenster in das Kirchenschiff und in den Chor gelangt und von den strahlend weissen, reich verzierten Stukkaturwänden reflektiert wird. Viele Kunstwerke aus zwei Jahrhunderten schmücken die Kirche, überlebensgrosse Statuen aus Holz oder Stein, die den Besucher mit freundlichen Gesten zum Verweilen und zur stillen Einkehr einladen. Überwältigt von der Pracht bleibt der Besucher stehen und lässt die vielen Eindrücke, das Licht und das Farbenspiel, aber auch die Stille auf sich wirken. Dann begibt er sich wieder nach draussen, zurück in das geschäftige Leben der Kleinstadt.

Auf einen Mann machte der Besuch der St. Ursen Kathedrale keinen Eindruck, als er diese am Vormittag des 4. Januar 2011 betrat. Vor dem Altartisch schüttete er zwei Benzinkanister aus und entfachte kurz darauf mit einer Wachskerze ein Feuer. Dieses brannte rund zehn Minuten, zerstörte den Altar und die dabei stehenden Krippenfiguren. Der schwarze Russ vom Feuer richtete in der ganzen Kathedrale schweren Schaden an. Dieser Besucher liess das Licht und die Stille nicht auf sich wirken, er wollte – umgekehrt – auf die Kirche wirken, mit Pech und Schwefel.

Dieser Blog kritisiert nicht, auch diesmal nicht. Aber da ich die St. Ursen Kathedrale sehr gut kenne (ich wurde hier getauft) und viele gute Erinnerungen mit ihr verbinde, schreibe ich auf, was passiert ist. Weil mich die Tat traurig macht! Und weil ich hoffe, dass die Kirche bald wieder im alten Glanz erstrahlt. Damit wieder Menschen guten Willens sich inspirieren lassen können. Vom Licht und von der Stille in dieser wie auch in jeder anderen Kirche. Und vom Glauben, der untrennbar damit verbunden ist.