Archiv für den Monat: Oktober 2009

Linux Tool der Woche: watch

In den vergangenen Wochen wurden vermehrt Tools vorgestellt, die eine grafische Benutzeroberfläche benötigen: X-Windows und in aller Regel auch einen Window Manager/Desktop wie GNOME oder OpenBox. Typische Linux Tools benötigen in den meisten Fällen aber keine Grafik, sie begnügen sich mit einer Konsole. Der Vorteil liegt auf der Hand. So kann das Tool in jeder Situation genutzt werden. Auch auf einem System, das wegen Problemen im Single-User Modus gestartet werden muss.

Das Linux Tool dieser Woche ist ein echter Spartaner, der Quelltext umfasst weniger als 300 Zeilen Es folgt zudem treu der UNIX Philosophie, nur eine Aufgabe zu erledigen, diese dafür gut! Das watch Utility tut nichts anderes, als in einem vorgegebenen Intervall (per Vorgabe alle zwei Sekunden) ein anderes Programm auszuführen. Dabei wird für die Ausgabe des auszuführenden Programmes stets der ganze Bildschirm verwendet. So kann sehr leicht festgestellt werden, wann die Ausgabe des dieses Programmes sich verändert.

watch wäre nun aber kein typisches Linux Tool, wenn es nicht eine Reihe von Optionen kennen würde, die in der UNIX/Linux Welt ein zentraler Schlüssel für die Flexibilität von Hilfsprogrammen sind. Wie bereits erwähnt, kann der Intervall verändert werden, mit dem andere Programme ausgeführt werden. Hier ist ein kleines Beispiel für einen einfachen Systemmonitor: watch führt jede Sekunde das uptime Utility aus:

watch –interval=1 uptime

Sobald dieses Kommando gestartet wird, leert sich der Bildschirm und oben rechts wird jede Sekunde die Ausgaben von uptime angezeigt. Frage: ist es möglich, die Änderung der Ausgabe sichtbar zu machen? Antwort: Selbstverständlich. Und zwar mit der Option –differences. Kann die Statuszeile auch weggelassen werden? Ja, mit –no-title.

Zum Abschluss dieses etwas kürzeren LTW-Beitrages soll watch zusammen mit figlet verwendet werden. Dieser geniale ASCII-Font Generator wurde bereits in einem LTW-Beitrag vorgestellt. Zusammen mit watch lässt sich damit sehr leicht eine Desktop-Uhr der besonderen Art erstellen:

watch -t -n1 “date +%T|figlet”

Und hier das Ergebnis mit dem Figlet Font Larry 3D:

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Es Lache in Dine Ouge

Es isch e Morge gsi, wie jede anger ou. Aber denn isch doch öppis passiert. Bim zmörgele, churz vor em parat Mache für ds Wärche, hesch Du mir es Lache gschänkt. Eifach so. Dini Ouge hei glänzt, grad so wie es früsches Toutröpfli im erschte Sunnelicht vom nöie Morge. U Dis Gsischt het gstrahlet, voller Wermi, so häll u schön wie-n-e Summertag.

Es Lache i de Ouge, es Strahle im Gsicht. Wie choschtbar isch doch das. Es Lache, wo vo ganzem Härze chunt, wo si Wurzle im töifschte Grund vo der Seel het. Isch es nid grad wie-n-e Boum, wo mit töife Wurzle u früschem, hällgrüenem Loub uf der Hoschtert steit? Es Bild, so schön, dass mir nid gnue möge luege u Fröid ha dra.

U so e Boum, dä isch gsung u chäch, bis i ds töifschte March. Gsung wie e früsche Öpfel, wo da am Boum guldig gälb und lüchtend rot tuet wachse u rife. Was für-n-es Glück isch es doch, z’gseh wie so-n-e Öpfel am Boum wott wärde. Druf darf i die wunderbari Frucht i mine Häng näh u gspüre.

U denn gseh i vor mir wider Dini Ouge a däm Morge, wo Du glachet hesch. Ja, so es Lache, wo vo Härze chunt, isch es nid grad wie e früsche, rote Öpfel am Boum? Lache us töifer Seel, heisst das nid: glücklich si. Isch es nid üsi Bestimmig, glücklich z’si u angeri glücklich z’mache? Ou mit eme härzliche Lache.

Vor 2000 Jahr, da het e Ma gläbt, dä het einisch öppis gseit, wo-n-i immer wider dra mues sinne: ‘Wenn ds Liecht i öier Ouge schint u Dir das Liecht i öich ufnäht, de isch es häll, o i öich inne’. Es härzlichs Lache heisst, offe si für das Liecht und sälber es Liecht si, so dass angeri sich dra chöi häbe u werme.

Kirchenbezirksfest in Rüderswil

Im Mittelpunkt des 130. oberemmentalischen Bezirksfest in Rüderswil stand das Referat von Andreas Marti. Der spannende Vortrag wurde umrahmt von Jodelliedern, Alphornklängen, sowie von einem Kinderchor.

Festlich geschmückt mit herbstlich verzierten Buchsbäumen, Blumensträussen und Luftballons erwartete die Kirche Rüderswil die Gäste zum 130. Bezirksfest. Und die Besucher kamen zahlreich und warteten um 10 Uhr gespannt auf das Eingangsspiel des bekannten Organisten und Theologen Andreas Marti. Und dieser enttäuschte die Erwartungen in keiner Weise. Mit einem virtuosen und temporeichen Meisterstück gab Andreas Marti zu Beginn der Feier eine Kostprobe seines Könnens und begeisterte die zahlreich erschienen Zuhörer aus dem Emmental

Nachdem die letzten Töne des Orgelspiels verklungen waren, begrüsste Ruth Blaser die Gemeinde. In ihrer Grussbotschaft wies die Präsidentin des Rüderswiler Kirchgemeinderates auf die kaum zu überschätzende Bedeutung der Musik hin: Musik stiftet Gemeinschaft, sie tut uns wohl, bis auf den Grund der Seele und vermag das auszudrücken, was wir nicht in Worte zu fassen vermögen. Musik ist die Sprache, die alle Menschen verstehen und durch sie vereint werden. Eloquent und mit Witz stellte anschliessend Marianne Zaugg die Gemeinde Rüderswil vor. Nach einem Streifzug durch die Geschichte des Dorfes stellte Marianne Zaugg auch die umliegenden, zum Dorf gehörenden Orte und Weiler vor. Rüderswil hat vieles zu bieten, betonte Marianne Zaugg: schöne alte Häuser, eine malerische Landschaft, die für das Emmental typischer nicht sein könnte und ein Dorfkern, der zu den best erhaltenen der Schweiz gehört.

Frisch und mit viel Ereignisfreude stellten sich die Kinder der fünften KUW-Klasse vor dem Kirchenchor auf. Unter der Leitung von Roland Langenegger bekamen die Zuhörer zwei Lieder des Kinderchores zu hören. Mit ihrem hellen Stimmen und der ungezwungenen Art machten die Kinder allen eine Freude und bekamen für ihre Darbietung einen herzlichen Applaus.

«Im Spannungsfeld zwischen Kirchen- und Volksmusik». So lautete das Motto dieses Bezirksfestes. Dementsprechend spielte Musik im Gottesdienst eine zentrale Rolle. Auch die Ansprache von Andreas Marti konzentrierte sich auf die Beziehung dieser beiden Musikstile. In der Einleitung seines spannenden und fachtechnisch fundierten Vortrages kam Andreas Marti gleich auf den Begriff «Volksmusik» zu sprechen: Volksmusik müsse differenziert betrachtet werden, stellte Marti fest. Denn die Schweiz kenne ganz unterschiedliche Sparten, die je nach Region eine eigene Prägung haben können. Für eine lebendige Kirche ist es ein Gewinn, wenn dieses reiche, volksmusikalische Schaffen im Gottesdienst seinen Platz findet. Zugleich wies aber Marti auf mahnend ein Pauluswort hin: nicht alles, was möglich ist, ist auch zuträglich (1. Kor. 6,12). Es muss darauf geachtet werden, dass einzelne Musiksparten nicht zuviel Gewicht erhalten. Ein ausgewogenes Miteinander der verschiedenen musikalischen Stile muss angestrebt werden.

Kirche Rüderswil

Kirche Rüderswil

In seinem Referat wies Marti ferner auf die Ähnlichkeiten zwischen dem Schweizer Jodellied und dem Kirchenlied hin. Es sind in beiden Fällen Melodieformen aus vergangenen Jahrhunderten, die leicht erlernt und mitgesungen werden können. Damit gab der Redner zugleich das Stichwort, denn im zweiten Teil des Gottesdienstes machte sich die Jodlergruppe «Bärgbuure Ranflüh» bereit. Die aus rund 12 Sängerinnen und Sängern bestehende Formation verfügt über einen sehr ausgewogenen, hellen und kräftigen Chorklang. Der schöne und reine Vortrag der Jodlerinnen und Jodler aus «Raufli» erfüllte die Kirche und hinterliess beim Publikum einen nachhaltigen Eindruck.
Neben dem Jodlerklub war auch eine Alphorn Kleinformation zu hören. Lorenz Schilt, selbst Pfarrer in Rüderswil, sowie Fred Bauer und Benjamin Stocker demonstrierten mit ihren Vorträgen, dass das Alphorn nicht nur traditionelle, sondern auch moderne Musikstile kennt. Neben zwei tradtionellen Alphornweisen boten die Bläser drei Teile aus einer Alphornmesse von Hans-Jürg Sommer. Das spezielle daran: Die Melodien der Messe wurden von Andreas Marti kunstvoll auf der Orgel begleitet.

Nach der Feier lud die Kirchmeinde zum Apero und zum Mittagessen ein. Während und nach dem Essen erfreuten die Bärgbuure Ranflüh die Gemeinde noch einmal mit vielen schönen und gekonnt vorgetragenen Jodelliedern. Während dem geselligen Beisammensein und den Klängen des Jodlerchores kamen sicher da und dort die Worte der Präsidentin noch einmal in Erinnerung: Musik verbindet.
So blicken die Organisatoren auf eine eindrucksvolle und rundum gelungene Feier zurück.

Linux Tool der Woche: wBar

Wer schon einmal Mac OS X in Aktion gesehn hat, kennt ihn. Gemeint ist natürliche der trendige «Icon Bar», oder auch kurz: «iBar». Der iBar ist ein zentrales Element des Mac OS X Desktop, dem eigentlich keine ungewöhnliche Aufgabe zukommt: der Icon Bar dient schlicht dem Starten von Programmen, etwa so wie bei Windows der «Start»-Button oder die beim GNOME-Desktop bewusst nüchtern gehaltene Symbolleiste. Trotzdem sind heute iBar-Kopien in ganz unterschiedlichen Ausprägungen und Variationen auf den verschiedensten Desktops und Betriebssystemen anzutreffen.

Warum? Weil der iBar von Apple verschiedene, sehr gefällige Animations-Effekte kennt. Wird etwa der Mauszeiger über den iBar bewegt, dann werden die darunter liegenden Programmicons in einer trickfilmartigen Weise vergrössert; gerade so, als ob man ein Vergrösserungsglas immer näher an das Icon unter dem Mauszeiger heranführt. Entsprechend der Lupenoptik erscheinen auch die benachbarten Icons grösser, in abnehmende Folge. Ist ein Icon angeklickt, dann hüpft es solange, bis das zugehörige Programm gestartet wird. Der iBar kennt zahlreiche weitere Effekte, auf die nun aber nicht weiter eingegangen werden soll… vorgestellt werden soll jetzt ein Linux Tool, das wenigstens einen Teil dieser Mac OS X Atmosphäre auf den Linux Desktop zaubert: wBar.

wBar kann auf nahezu allen Linux Desktops einen dem OS X ähnlichen Icon Bar darstellen. Wie beim Vorbild vegrössern sich die Icons, sobald der Mauszeiger mit ihnen in Berührung kommt. Ein Klick führt das gewählte Programm aus. Und das ist auch schon alles, was der wBar kann. Das kleine Tool hat aber einige Besonderheiten, die es hochinteressant machen: wie erwähnt, kann es unabhängig vom verwendeten Desktop (GNOME, KDE, E17) genutzt werden, quasi die bestehenden Elemente auf dem Bildschirm ergänzen. wBar benötigt nur wenig Ressourcen und funktioniert mit jeder Grafikkarte. Eine Compositing Erweiterung wird also nicht benötigt. Die Konfiguration ist durch das Anpassen einer Textdatei denkbar einfach gehalten und beim Start können verschiedene Anzeigemerkmale des wBar bestimmt werden. Soll die Leiste etwa am rechten Bildschirmrand mit einer Grösse von 48 Pixeln angezeigt werden, dann lauten die Argumente beim Start wie folgt:

wBar -pos right -isize 48

Wie aber wird der wBar gestartet? Entweder nach der Installation direkt durch Eingabe des Kommandos wbar oder durch die Autostart-Funktion des verwendeten Desktops. Bei KDE und GNOME beispielsweise gibt es einen Ordner «Autostart». Jeder Script oder Programmlink in diesem Ordner wird beim Start des Desktops automatisch gestartet. Am besten ist es, einen kleinen Shell Script wbar.sh in diesem Ordner zu speichern. Der Inhalt des Scripts könnte entsprechend unserem Beispiel so aussehen:

#!/bin/bash
sleep 5
wbar -above-desk -p top-right -isize 40 -nanim 5 -bpress

Wichtig: Bei dieser Datei muss das Execute Flag gesetzt werden, sie kann sonst nicht als Shell-Script ausgeführt werden. Auf der Kommandozeile geht dies am einfachsten mit: chmod +x wbar.sh. Das sleep Kommando sorgt dafür, dass der wBar nicht zu früh angezeigt wird, da dies bei einigen Desktops Anzeigeprobleme geben könnte.

Mail us Rüderswil

Lang isch der Herbscht miud u warm gsi, aber itz wei die chalte Tage doch ihres Rächt ha. Am Morge hei sich scho die erscht Ryffe über ds Land gleit, e stiffe Luft chuttet ds farbige Loub vo de Böim u scho am früech Abe wird es feischter, wott d’Nacht cho. Ja, itz isch es z’grächtem Herbscht worde. Wie gärn möchte da d’Gedanke no einisch es Reisli zu dene vile schöne Summertage mache, wo mir hei dörfe erläbe. A die warme, sunnige Zyte, wo mir vor em Hus ghocket si u dorfet hei, wo mir gstunnet hei, wie im Garte aues so schön isch gwachse und wie es fiins Lüftli am Abe ds früsche, grüene Loub i de Böim gfächlet het. Oder a ds Meer vo der Toskana. Dert, wo mir i der heisse Sunne vo Italie im wisse, weiche Sang gläge si. Dert, wo d’Sunne o im Oktober no so starch vom Himmel gschune het, dass es scho nach wenige Stunde die erschte wider i Schatte zoge het.

Aber a mängem Tag schint o no itz e miudi, guldigi Herbschtsunne, wär wett da nid über ds Land, zum sich die hiube Sunnestrahle i ds Gsicht la schine? Zum no einisch ohni schwäri Winterchutte u höche Schueh e Waggu z’mache? O mir si vor Tage gäg em Rüderswiler Schache zue. Si derby o bi de alte Eiche verbi cho. Wie immer blibe mir e stah, zum die grosse, schöne Böim e Cheer azluege. Gäuit, so-n-e Eiche isch doch es grosses Wunder! Höch, mit gwüss mehr als 15 wachst dä gross, stattlich Boum em Himmel zue. E mächtige Stamm mit töife Wurzle treit grossi, chreftige Escht, wo wyt i ds Land use rage. So isch d’Eiche scho sit eltischte Zyte gwüss eis vo de schönschte Sinnbilder für Chraft u Bestand, für ds Währschafte u Feschte. Ja sogar für d’Ewigkeit.

Vor Jahre bi-n-i zäme mit de Jodler bire Burefamilie z’Bsuech gsi. Im alte Burehuus hei mir de Groseltere es Ständeli brunge, der Grossvater het drum grad Geburtstag gha. Druf hei mir i dere schöne, alte u heimelige Stube dörfe zuechehocke, es isch toll uftischet worde. Wo ds Gspräch uf ds alte Hus cho isch, het d’Grosmuetter lüchtigi Ouge übercho u druf afa erzelle: ds Holz i dere Stube sig drum für si e bsungeri Fröid. Das sig drum Eicheholz. Aber nid öppe 50 oder 100 Jahr alt. Nei, das Eicheholz stammt us em 14. Jahrhundert, isch also mehr als 600 Jahr alt. So alt cha Eicheholz wärde u isch geng no fescht u starch! So het d’Grossmueter brichtet.

Vor üs steit e alti Eiche, mir stuune, es isch als ob mir öppis vo der Ewigkeit gspüre, wo mit däm schöne Boum verbunge isch. U druf si mir witer, aber nid ohni dass d’Eiche üs i de Gedanke no begleitet het. Gli het üs der Alltag wider gha u mit ihm isch der Wärchtig wider cho. Aber hie u da, wenn Problem u Sorge sich gchündet hei, da isch plötzlich die alti, ehrbari Eiche wider da gsi, mit allem wo si derfür steit. U si het üs Sorge u Chnüpple mit angere Ouge la gseh.

«Im Spannungsfeld zwischen Kirchen- und Volksmusik»

Am 25. Oktober lädt die Kirchgemeinde Rüderswil ein zum 130. Bezirksfest des Kirchlichen Bezirks Oberemmental. Die Besucher erwartet im Leuenberger-Dorf ein farbenfrohes Programm. Andreas Marti von der Universität Bern wird einen Vortrag zum Thema «Im Spannungsfeld zwischen Kirchen- und Volksmusik» halten. Sein Referat wird von Orgelmelodien, Jodelliedern, Alphornklängen und von einem Kinderchor umrahmt.

Das Bezirksfest wird abwechselnd von den Kirchgemeinden des Bezirkes organisiert und gestaltet. Es soll ein Fest der Begegnung werden, bei dem Bekanntschaften zwischen den Gemeinden gemacht werden können. Die Feier soll neuen Raum für Kontakte öffnen und alle Beteiligten zum einem gemeinsamen Kirchen(er-)leben einladen. Der Gottesdienst findet am 25. Oktober um 10.00 statt. Alle sind herzlich eingeladen.

Einladung zum Bezirksfest im PDF Format.

Gotthelf-Zentrum Lützelflüh

Jeremias Gotthelf und sein literarisches Werk sollen in der Bevölkerung wieder bekannter werden. Dies war das erklärte Ziel einer von der Universität Bern getragenen Gotthelf-Stiftung. Und um diese Ziel zu erreichen, wurde ein ehrgeiziges Projekt ins Leben gerufen: Das Gotthelf-Zentrum in Lützelflüh. Der schon zu Beginn detailliert ausgearbeitete Plan der Initianten sah vor, im historischen Pfarrhaus Lützelflüh ein Gotthelf-Museum einzurichten. Ferner sollten regelmässig Lesungen und andere Aktivitäten organisiert werden. Auch die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden sollten in die Programme des Zentrums miteinbezogen werden: zusammen mit den Vereinen aus der Region waren zeitlich regelmässig angesetzte Freilichtaufführungen vorgesehen.
Soweit also zum Projekt. Und die Kosten? Die waren laut Ueli Bichsel, dem Projektleiter der Stiftung, beträchtlich: rund 322.000 Franken Betriebskosten – pro Jahr! Dieses Geld sollte gestützt von einem Millionebetrag aus dem Lotteriefond durch Sponsoring herbeigeschafft werden. Schliesslich sollte durch die Eintritte im Gotthelf-Zentrum ein Teil der Betriebskosten abgedeckt werden. Mit 6000 Besuchern pro Jahr wurde gerechnet. Ein ehrgeiziges Ziel!


Jeremias Gotthelf Denkmal in Lützelflüh

Das Projekt fand bei der Basis nur wenig Unterstützung und verlor in der Folge bald an Fahrt. Besonders die ungeklärte Kostenfrage weckte in der Öffentlichkeit Misstrauen. Wer muss denn bezahlen, wenn «ds Gäud fält», fragten einige besorgte Dorfbewohner. Ferner gab es Fragen zum Pfarrhaus: wo soll der Pfarrer wohnen wenn er das Pfarrhaus verlassen muss un für das Museum Platz zu machen? Und will Pfarrer Bieri das überhaupt? Ferner waren es die Vereine, die sich um ihre Unabhängigkeit Sorgen machten: würde ihnen das Zentrum die Unabhängigkeit beim Bestimmen des Theaterprogrammes beschneiden? Und endlich: Ist das Zentrum in dieser Form nicht doch eine Nummer zu gross für Lützelflüh? Das waren viele Fragen. Vom Projektteam war in der Folge Überzeugungsarbeit gefordert.

Die Promotoren des Gotthelf-Zentrum machten im Winter 2008/2009 aktiv Werbung für Ihr Projekt und suchten Unterstützung im Gewerbe, in der lokalen Politik und in der Bevölkerung. Vergeblich! Das Vorhaben stand seit dem Start unter keinem guten Stern und fand nie Halt in der Region. Den ersten, vorentscheidenden Dämpfer erlitt das Gotthelf-Zetrum in der von Ueli Bichsel geplanten Form am 11.März 2009 an der ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung in Lützelflüh. Bei der nicht nur medial vielbeachteten Versammlung in der historischen Kirche zu Lützelflüh ging es um viel: um das Gotthelf-Zentrum realisieren zu können, sollte für Fr. 610.000 ein neues Pfarrhaus gebaut werden. Der Kirchgemeinderat legte der Gemeinde dazu den Antrag für einen Baukredit vor.

gotthelf-brunnen

Gotthelf-Brunnen in Lützelflüh

Wie das Protokoll zeigt, gingen bei der Versammlung die Wogen hoch. Peter Baumgartner aus Grünenmatt stellte den Antrag, den Kredit nicht zu genehmigen, fand für sein Votum Unterstützung und brachte nach einer emotional geladenen Debatte und einer turbulenten Abstimmung den Kreditantrag zu Fall! Vorerst sollte es also in Lützelflüh kein neues Pfarrhaus geben! Es gelang dem Rat nicht, zwischen Gotthelf-Zentrum und Pfarrhaus zu trennen. Die hohen Kosten und die Frage, was die Gemeinde mit zwei Pfarrhäusern machen soll,wenn das Gotthelf-Zentrum «i ds Wasser gheit», dürften für den ablehnenden Entscheid den Ausschlag gegeben haben.
Am 15 Mai dann ein weiterer und entscheidender Rückschlag für das Zentrum: der Verein Region Emmental gab dem Gotthelf-Zentrum keinen Chance, weder Gemeinden, noch Unternehmer, noch die Öffentlichkeit könnten sich damit anfreunden. So der Wortlaut eines Briefes an die Stiftung. Und damit war das Ende des ehrgeizigen Projektes vorzeitig besiegelt.

Und das ist schade. Denn die Idee eines Gotthelf-Zentrums hat Zukunft und das Team um Ueli Bichsel hätte mehr Erfolg verdient. Doch wie geht es nun weiter? Das fragten sich einige Gotthelf-Enthusiasten aus Lützelflüh und Umgebung und trafen darauf den richtigen Entscheid: ein kleines, realistisches Projekte sollte es nun geben, mit einem kleinen Museum im Pfarrhaus. Das Team will einen bescheidenen Grundstein legen und dann, wenn die Idee Unterstützung findet, weiter ausbauen. Klein anfangen und dann wachsen; das klingt sympathisch und stimmt mit den Idealen des Dichters überein, um den es schlussendlich geht.

Dieser Blog unterstützt das Gotthelf-Zentrum in der neuen Gestalt. Denn eine Rückbesinnung auf das Wesentliche des Zentrums tut not: Jeremias Gotthelf, seine Bücher und seine Ideale den Menschen wieder näherzubringen. Die Bücher des berühmten Emmentaler Dichters haben nichts an ihrer Aktualität eingebüsst und begeistern immer wieder. Die bildhafte und kraftvolle Sprache des Pfarrers aus Lützelflüh ist einzigartig, seine Geschichten sind spannend und voller Leben. Kontrastreich und scharf, aber auch poetisch und mit dichterischem Reichtum zeichnet Gotthelf das Bild der Menschen seiner Zeit, mit ihren Sorgen und Freuden. Und als Volkslehrer und -erzieher weist er den Weg zu einem besseren Leben. Es sind Bilder, durch die auch wir lernen können und an denen wir uns freuen können.

Die aktuellen Entwicklungen rund um das Gotthelf-Zentrum stimmen zuversichtlich. Der Verfasser dieses Blogs blickt zuversichtlich nach Lützelflüh und wird wieder berichten, wenn das Projekt Fortschritte macht.

Linux Tool der Woche: FireGestures

Eigentlich sollte diese Rubrik wöchentlich erscheinen, so wie es der Name ja andeutet. Leider reicht mir die Zeit aber nicht immer. Einmal fehlt mir eine zündende Idee, dann sind auf dem Kalender Ferien eingezeichnet und bei einer weiteren Gelegenheitziehe es vor im schönen Emmental zu wandern, statt vor dem Compi zu hocken. Kurz: ich bitte um Nachsicht, wenn hin und wieder ein Beitrag ausbleibt.

Nun geht es aber weiter und zwar mit einem Tool für den Firefox Webbrowser: FireGestures. Dieses kleine Browser Add-on, das mit wenigen Mausklicks installiert werden kann, leistet Erstaunliches: das Verhalten des Browsers kann mit sogenannten Mausgesten gesteuert werden. Mausgesten sind nichts anderes als simple Bewegungen, die mit der Maus gemacht werden, während die rechte Maustaste gedrückt bleibt. Um beispielsweise im Verlauf (History) des Browsers zurückzublättern wird die rechte Taste gedrückt, die Maus einige Zentimeter nach links bewegt und zuletzt die Maustaste wieder losgelassen. Sofort nach dem Loslassen der Maustaste wird die zuvor geöffnete Seite im Browser sichtbar. Auf dem Bildschirm wird während der Geste die Bewegung der Maus mit einer grünen Linie sichtbar gemacht. Dies erleichtert das gestikulieren und zeigt an, wenn der Start einer Geste erkannt wurde.

mousegesture1

FireGesture Konfiguration

Das ganze mag jetzt vielleicht aussehen wie eine kleine technische Spielerei. Und von Opera-Benutzern kommt sowieso nur eine mitleidiges Lächeln, denn sie kennen Mausgesten schon lange, weil diese fester Bestandteil des Opera-Browsers sind. Bei genauem Hinsehen werden die Vorteile der Mausgesten aber schnell erkennbar: wer den Browser mit der Maus steuert, muss nicht ständig die Tastatur benutzen, spart also Zeit und ermüdet weniger schnell. Es gibt Gesten für alle wichtigen Operationen: Seite neu laden, Fenster schliessen, Wechseln zwischen Tabs, Zoom, usw. Das FireGesture Tool für Firefox kennt rund 80 (!) Gesten und wer will, kann diese beliebig den eigenen Bedürfnissen anpassen. Wer eine Weile mit diesem praktischen Helfer arbeitet, wird ihn bald nicht mehr missen wollen!

Wie aber kommt man nun in den Genuss von FireGestures? Wie alle Erweiterungen für FireFox wird das Tool über den «Add-Ons» Dialog installiert, der im Menu «Extras» zu finden ist:

Um das Tool rasch zu finden wird zuerst oben links auf das Register Get Add-ons geklickt und anschliessend im darunter liegenden Suchfeld FireGestures eingegeben. Nun sollte das Add-on in der Trefferliste angezeigt werden, wo es durch einen Klick auf den Button [Add To Firefox] installiert werden kann. Wer will, kann an dieser Stelle auch die «Browse» Option benutzen und sich weitere Add-ons ansehen. Es gibt Tausende! Und auf Online-Magazinen werden immer wieder populäre Add-ons, resp. Favoritenlisten vorgestellt. Es lohnt sich, diese Artikel jeweils zu lesen. Ich bin vor kurzem durch so einen Bericht auf FireFTP gestossen: ein kompletter FTP Client als Firefox-Erweiterung!

Nach der Installation des Add-on muss Firefox neu gestartet werden. Dann sind die Gesten bereits aktiv und können sofort genutzt werden. Eine Liste aller Gesten ist im FireGestures Konfigurationsdialog unter dem Register Mapping zu finden. Dieser kann wiederum im «Add-ons» Dialog über den Button [Preferences] geöffnet werden. Die einzelnen Gesten werden durch Buchstabenkombinationen notiert:

Buchstabe Key Bedeutung
U Up Nach oben
D Down Nach unten
L Left Nach links
R Right Nach rechts

Zwischen den offenen Tabs im Browser kann beispielsweise mit den einfachen «Treppengesten» Gesten “UL” (nach oben, dann nach linke) und “UR” (nach oben, dann nach rechts) gewechselt werden.