Archiv für den Tag: 15.9.2005

Neue Krähenvergiftung im kommenden Winter?

Gemäss einer Meldung auf Espace.ch sieht der Berner Regierungsrat “keinen Grund, vom eingeschlagenen Kurs abzuweichen.” Mit anderen Worten: Auch im kommenden Winter behalten die Verantwortlichen sich die Option vor, Krähen zu vergiften.

Im Artikel ist von “Betäuben mit anschliessendem Fangen und Töten” die Rede. In Wirklichkeit erleiden die Tiere einen Vergiftungstod. Einige sterben erst Stunden später, wie Beobachter feststellten. Stossend finde ich auch die Bemerkung, dass die Aktion “ausschliesslich von Fachleuten und der Wildhut durchgeführt” worden ist. Das mag ja sein. Aber die Aktion fand gegen den Willen der Vogelwarte Sempach statt. Ebenso wurden die Einwände verschiedener Tierschutzorganisationen, gemäss denen auch andere Vogelarten zu Schaden können können, nicht honoriert. Die Krähentöter rechtfertigen ihr Vorgehen mit dem Argument, die Tötungsaktion habe zu einer Zersplitterung der Krähenschwärme geführt. Aber auch hier gibt es Wiederspruch. Gemäss der Vogelwarte gehen die Bestände nur kurzfristig und lokal zurück: “Eingriffe im Januar und Februar werden die Schäden, die vor allem im Mai entstehen, nicht wesentlich beeinflussen. Einwandernde Rabenkrähen werden die durch die Dezimierung entstandenen Bestandslücken schnell wieder besetzen“.

Im Umgang mit Tieren sind Naturvölker klüger als wir. Sie wissen, dass das Töten eines unliebsam gewordenen Tieres niemals als Problemlösung geeignet ist. “Alles ist miteinander verbunden“, heisst es bei den Ureinwohnern Nordamerikas. Daraus folgt, dass das Leiden der Tiere unter der Hand des Menschen nicht ohne Folgen bleiben kann. Dass hier ein sehr intelligentes Tier aus heftig umstrittenen Gründen sein Leben lassen muss, wirkt dabei wie eine Bankrotterklärung der Verantwortlichen.