Archiv für den Monat: Februar 2005

Krähenwil?

Der Vehrskreisel vor dem Restaurant «von Arx» in Egerkingen ist ein echter Blickfang, denn da sind auf grossen Jurasteinen drei sehr originell und kunstvoll gestaltete Krähen zu sehen. Wie ich vom freundlichen Personal im Restaurant erfahre, hat es damit eine spezielle Bewandtnis: Viele Dörfer in der Region Thal/Gäu haben einen Übernamen, so heisst eines der Nachbardörfer von Egerkingen «Chutzewil».

Krähen auf einem Verkehrskreisel in Egerkingen

Leider vergass ich zu fragen, wie denn Egerkingen genannt wird. Chräiedorf? Oder vielleicht doch eher Chräiewil? Egal, eines jedenfalls haben die Tiere auf dem Kreisel und die Menschen, die ich kennenlernte gemeinsam: Beide sind sehr sympathisch. Auf wiedersehen in Egerkingen.

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«Drei Monate gratis»

Solothurn ist eine kleine Stadt. Und auch der ganze Kanton besteht nur aus Grenzen, behaupten böse Zungen. Dennoch gibt es in Solothurn zwei Tageszeitungen: Die alteingesessene Solothurner Zeitung («Mittelland Zeitung») und das neue Solothurner Tagblatt («Berner Zeitung»). Und wenn zwei auf engem Raum stehen, dann kann es geschehen, dass sie sich auf die Füsse treten. Beide wollen im eng gewordenen Blätterwald bestehen und versuchen, sich gegenüber ihrem Kontrahenten in eine vorteilhafte Position zu bringen. Mit anderen Worten: Beide Blätter buhlen um die Gunst der Leser. Ich habe einer der beiden Zeitungen abonniert und da ich keine Zeit habe, die andere auch noch zu lesen, verzichte ich auf ein Abo derselben.

Es versteht sich, dass eine neue Zeitung viel Werbung machen muss, um sich zu etablieren, denn nur eine erfolgreiche Tageszeitung kann auch im Inseratemarkt mitmischen. So kommt es, dass die Solothurner zu Stadt und Land fleissig umworben werden. Ich bekam mitterweile bereits dreimal das Angebot zu einem kostenlosen Probeabo. Vor einigen Wochen erhielt ich sogar einen Anruf vom Abodienst dieser Zeitung. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber gestern fand ich schon wieder ein Schreiben im Briefkasten. Darin stand, dass ich die Zeitung nun drei Monate gratis zur Probe zugestellt bekomme. Ich griff also zum Telefon und teilte dem Verlag mit, dass ich bereits eine Tageszeitung habe.

Meine Empfehlung an die Zeitungsmacher: Erstellt eine Verzichtsliste. Ich lese gerne und oft in der Zeitung. Wenn ich eines Tages umsteige, dann werde ich es Euch umgehend wissen lassen. In der Zwischenzeit werde ich mir hin und wieder ein Exemplar am Kiosk kaufen um auf dem Laufenden zu sein.

Unsere Berner Tracht

(Der folgende Text entstand beim Realisieren der Homepage der Trachtengruppe Herzogenbuchsee)

Woher kommt sie?

Obwohl unsere Tracht während allen Zeiten ihrer Entwicklung stark den herrschenden Modeströmungen unterworfen war, so finden wir in ihrer Entstehung doch ein echtes Stück Berner Geschichte. Die Bernertracht ist weit über die Kantonsgrenzen hinweg bekannt und beliebt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie sogar als Nationaltracht angesehen. Louise Witzig nennt die Bernertracht in ihrem Schweizer Trachtenbuch von 1954 «eine der berühmtesten und charaktervollsten unseres Landes.»

Um zu verstehen, wie die Bernertracht entstanden ist, müssen wir eine Zeitreise zum Beginn des 18. Jahrhunderts unternehmen. Es ist eine Zeit der Umwälzungen, in der unser Land nach einer neuen politischen Ordnung strebt. In diesem Wandel verlieren auch die alten Kleidermandate an Kraft und ermöglichen es der Landbevölkerung, die in den Städten herrschende Mode zu übernehmen und zu variieren.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts beginnt sich so die Bernertracht aus der damaligen Mode herauszuschälen: Die in der ersten Jahrhunderthälfte von Bürgersfrauen getragenen modischen Gewänder im Rokokostil sind in der zweiten Hälfte der Dekade an die Bäuerinnen übergegangen und wurden hier zur Tracht. Natürlich erfuhr die Tracht in den kommenden Jahrzehnten zahlreiche Veränderungen, kurze Taillen und Puffärmel in der Zeit des Empire, Reifröcke und lange, weite Aermel zur Biedermeier- und Krinolinzeit, bis zum Knöchel reichende Röcke und lange Seidenschürzen am Ende des 19. Jahrhunderts.

Die Landbevölkerung hielt aber zäher als die urbane Bevölkerung an Kleidersitten und Gewohnheiten fest. Dies führte dazu, dass die Tracht wesentliche Grundzüge bewahrt hat, ohne dabei den Geschmack der Zeit auszuklammern.

«D’Tracht isch Zeiche u Sinnbild vo däm, wo i dr Seel inne läbt. Sie söll üs mahne, was rächti Schwyzerart isch.» Simon Gfeller

Nachdem gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Tracht immer seltener getragen wurde und mancherorts fast in Vergessenheit geriet, erfuhr sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert eine Renaissance. Bis heute ist die Freude an unserer Volkstracht ungebrochen, denn das Tragen der Tracht ist keine Maskerade oder Kostümierung, es ist, wie Rudolf von Tavel sagt, ein Bekenntnis zu unserer Eigenart, zur Verbundenheit mit Land und Leuten und zur Lebensfreude.

Warum wir die Tracht tragen

Obwohl die Tracht uns mehr ist als ein schönes Kleid, so schätzen wir sie natürlich auch wegen ihrer Kleidsamkeit. Wer eine Tracht trägt, will sich von seiner schönsten Seite zeigen und ist immer passend angezogen: Mit der Tschöplitracht an der Taufe oder Hochzeit, mit der Leidtracht an der Grebd, mit der Festtagstracht an einem bedeutenden Feiertag oder mit der Werktags- oder Landfrauentracht bei Arbeit und Freizeit. Elegant und feierlich, aber dennoch schlicht und würdevoll wirkt die Sonntags- oder Gotthelftracht auf alle Betrachter. Fröhlichkeit und Urtümlichkeit strahlt der vom Mann getragene Kühermutz aus, der zu vielen festlichen Anlässen passt.

Auch das Tragen einer einfacheren Tracht kann jeden Tag zu etwas besonderem machen, schön angezogen zu sein bereitet Freude, denn das Bedürfnis, sich zu schmücken ist so alt wie die Menschheit selbst.

Die Trachten unserer Region

Mehrere Regionen des Kantons Bern haben ihre eigenen Trachten, das Bernbiet ist ein facettenreiches und vielfältiges Trachtengebiet in der Schweiz. Wir stellen im folgenden die wichtigsten Trachten der Regionen Emmental, Oberaargau und Mittelland kurz vor. Wenn Sie mehr über die Berner Trachten erfahren wollen, so emfehlen wir Ihnen zur Lektüre das offizielle Trachtenbuch der bernischen Trachtenvereinigung.

«In der Kleidung schätzen wir schwarz als zeitlos, elegant, vornehm, aber doch bescheiden.» Berner Trachtenbuch

Festtagstracht: Sie ist auch unter dem Namen «schwarze Bernertracht» bekannt. Als eine der ältesten überlieferten Trachten hat sie seit 1880 keine wesentlichen Aenderungen mehr erfahren. Der Name nimmt es bereits vorweg: Die Festtagstracht ist das Kleid für besondere und festliche Anlässe: Als Gast bei einer Hochzeit, als Ehrendame oder bei einer festlichen Veranstaltung. Als eine der bekanntesten Berner Trachten taucht sie auch in Volksliedern und Gedichten auf, dort wird die Pracht des glänzenden Silberschmuckes, aber auch die elegante Rosshaarhaube oder das leuchtende Weiss der Hemdbrust und weiten, kurzen Aermel bewundert. Die schwarze Grundfarbe dieser Tracht ist in gänzlich positivem Sinne zu verstehen, auf dem schwarzen Grund kommen der Silberschmuck, die weisse Hemdbrust und die farbige Schürze besonders schön zur Geltung.

Tschöplitracht: Die Tschöplitracht ist das höchste Ehrenkleid der Bernerin, sie trägt es als Braut, als Gotte bei der Taufe, oder bei der Beerdigung, wobei hier der Schmuck abgelegt und durch eine oxydierte Brosche ersetzt wird. Bei der Grebd ist zudem schwarz die vorherrschende Farbe. Natürlich ist die Tschöplitracht auch an anderen Feiern anzutreffen, allein zum tanzen ist sie weniger geeignet.

Farbige Berner Tracht: Weil er sich neben der schwarzen auch eine farbige Tracht wünschte, entwarf der bekannte Kunstmaler Rudolf Münger am Beginn des 20. Jahrhunderts diese Tracht, wir nennen sie deshalb auch Münger Tracht. Bei der Gestaltung dienten wie bei der schwarzen Tracht Vorlagen aus der Rokokozeit als Vorbild. Die Münger Tracht ist am geblümten Bruststück und Göller, sowie am Silberschmuck, der etwas weniger schwer ist als bei der schwarzen Tracht, leicht zu erkennen.

Freudenbergertracht: Die Freudenbergertracht verdankt ihren Namen dem Kleinmeister Sigmund Freudenberger. Auf seinen idyllischen, ländlichen Bildern finden wir eine farbenfrohe Tracht mit rotem Mieder, gelbem Vorstecker und blauem Kittel. Anhand dieser Bilder wurde die Freudenbergertracht entworfen. Sie ist häufig im Emmental anzutreffen und erfreut sich bei jungen Trägerinnen grosser Beliebtheit.

Gotthelftracht: Sie ist neben der schwarzen Tracht die beliebteste Berner Tracht, obwohl sie erst in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Als Vorlage dienten Gemälde von Albert Anker, welche der Künstler im Emmental als Illustrationen zu Gotthelfs Büchern angefertigt hat. Daher hat diese schlichte, aber dennoch feierliche Tracht ihren Namen. Im Gegensatz zur Festtagstracht gibt sich die Gotthelftracht bescheiden: Der einzige Schmuck ist eine Brosche aus Holz oder oxydiertem Silber. Das «Fürtuch» besteht aus Baumwolle statt aus Damast und als Kopfbedeckung ersetzt ein Strohhut die Haube. Ihre Beliebtheit verdankt diese Tracht auch der Tatsache, dass sie sowohl bei der Anschaffung als auch bei der Pflege weniger anspruchsvoll ist und zu fast jedem Anlass passt.

Werktagstrachten: Die wollene Ausgangstracht, die Werktagstracht und die Landfrauen- oder Arbeitstracht: Alle drei sind praktisch, leicht zu pflegen, aber doch hübsch. Getragen wurden solche Trachten ursprünglich zur Arbeit, heute sind es beliebte Kleider für den werktäglichen Ausgang.

Männertrachten: Laut dem Berner Trachtenbuch von 1944 hat es eine ausgesprochene Männertracht nie gegeben, das Männerkleid war in der ganzen Schweiz ungefähr das gleiche. Geprägt wurde die Männerkleidung auch vom Militär, Teile von Uniformen haben immer wieder Eingang in die zivile Kleidung gefunden. Ein passendes Beispiel ist der Dreieckshut, auch Nebelspalter genannt. Eine spezielle Entwicklung hat es aber beim Sennenkleid gegeben, bedingt durch die besondere Arbeit und den Standesstolz. Der samtene Kühermutz, den wir heute Tragen, hat seine Wurzeln im Sennen- und Bauerntum. Neben dem Mutz ist die «Bchleidig» die typische Berner Männertracht, ein aus braunem oder schwarzem Halblein gefertigter Anzug mit gemusterter Weste und Filzhut.

Urbi, Orbi et Internet

Papst Johannes Paul der II hat sich für neue Medien schon immer interessiert. So hat er bereits 2001 einen Schutzheiligen für das Internet vorgeschlagen: Isidor von Sevilla. Unvergessen sind auch seine multimedialen Shows, für die er auch Popstars wie Madonna engagierte. Oder die unter der Ägide des Vatikans produzierte CD, auf der unter anderem auch ein singender Papst zu hören ist.

Nun wendet der Pontifex Maximus sein Interesse einmal mehr dem Internet zu: In einem apostolischen Brief ruft Karol zu «Verantwortung für Frieden, Solidarität und Völkerverständigung auf». Im weiteren verlangt er gesetzliche Regelungen, um Meinungsvielfalt in den Medien zu garantieren. Das 20 Seiten starke Dokument, das der der Papst schon vor seiner Erkrankung billigte, mahnt die Verantwortlichen explizit auch zur Nutzung neuer Medien: «Fürchtet Euch nicht vor den neuen Technologien!» Verweis: Heise.

Es Schneeflöckli

Chalt isch es gsi, won i am Waldrand entlang bi, ha fiini Schneeflöckli gseh tanze. Ja gäll, Schneeflöckli, Du wottsch mit Dine Gschpänli z’Land in e fiini, wissi Dechi ihülle. U wenn de d’Sunne chunt, erschtrahlt alles i hällem Liecht u Glanz, schöner als tuusig mal tuusig Diamante!

Von Feuerfüchsen und «Entdeckern»

Warum durch’s Fenster, wenn die Türe offen ist? Eine Anwenderin, die mit dem Internet Explorer von Microsoft ihre liebe Mühe hatte, stieg auf meinen Rat hin auf Firefox um. Dies ist ein freier Webbrowser, den alle kostenlos aus dem Internet herunterladen und benutzen können. Und siehe da: Plötzlich lässt sich die gewünschte Seite öffnen, ohne dass dabei gleich mehrere Werbe-«Popups» aufklappen. Zufrieden schreibt die frischgebackene Firefox-Benutzerin:


Ich habe soeben Firefox installiert und IE "hinausgeworfen" - habe ich sogar als totaler Laie fertiggebracht - und meine Links funktionieren auch wieder.
Vielen vielen Dank!

Wer Firefox auch ausprobieren und ein Erfolgserlebnis haben will: www.firefox-kommt.de

Höret, höret…

…Ihr Leute aus Stand und Land und vernehmet, was Euch kundgetan. Dass es den hochlöblichen Räten zu B*** gefallen hat, der Krähenplage Herr zu werden. Schon viel zu lange haben diese Räuber und verruchten Vogelmörder ihr übermütiges Werk getrieben und es gewagt, die Bauern frech zu höhnen. In ihrer unersättlichen Gier fressen sie die Felder leer, töten unsere lieblichen Singvögel und vernichten sogar junge Lämmer, Schafe und Hasen. Ihr Leute, fasset es!

Vernehmet, dass dieses Treiben nicht länger in unseren Landen geduldet wird. Mit vorzüglicher Alchemie der hochgelahrten Doktoren werden die argen Wüteriche nun ausgetilgt! Und wir werden ganz unnachgiebig sein, bis die dreisten Rabenvögel auf ein für Mensch und Tier erquickliches Mass gestutzt sind. Zum Wohle aller.

— Zeitsprung —

Noch immer viele glauben daran, was in diesem mittelalterlich anmutenden Aufsatz steht. Und tatsächlich stammt der Glaube an die schädliche und nutzlose Rabenkrähe aus dem Mittelalter. Nichts davon ist wahr. Weitere Informationen zu den Rabenkrähen sind auf der Homepage der Vogelwarte Sempach zu finden: www.vogelwarte.ch

Eigener Blog

Ja, liebe Leute. Nun ist es doch noch passiert: Ich habe meinen eigenen Weblogger, kurz «Blog» genannt. Das sind Programme, mit denen man so nebenbei aufschreiben kann, was man gerade tut, im Internet kann es dann jeder lesen, sofern er will.

Mein Lied klingt bis in den Himmel

Der folgende Text erschien am 2. Februar 2005 in der MZ als Leserbrief:

Mein Federkleid ist ohne Farben, ganz schwarz ist es. Und meine Stimme tönt nicht wie die der Amsel oder Lerche. Nein, sie ist laut und rauh. Liegt es wirklich nur daran, dass Ihr Menschen mich nicht leiden könnt? Habt ihr denn nicht gesehen, wie meine Augen glänzen, wie ich schön und elegant bin, wenn ich meine Flügel ausbreite? Und wenn ich dann weit über den Baumwipfeln schwebe, dann klingt mein Lied dem Himmel entgegen. Es gefällt dem, der mich erschaffen hat. Frei und leicht ziehe ich meine Kreise und sehe auf die Welt herab. Ja, Ihr Menschen, das könnt ihr nicht.

Doch was habe ich euch zuleide getan, dass ihr mich jetzt vergiften wollt? Sind es wirklich nur die paar Samen auf dem Felde? Gewiss habe ich ein paar davon aufgepickt, aber es bleibt ja noch mehr als genug für euch übrig. Vergiften wollt ihr mich, auf dass ich einschlafe und in diesem kalten Winter erfrieren muss. Sterben soll ich, weil ihr meint, es gäbe zuviele von uns. Töten wollt ihr mich, damit ich nicht mehr singen und Freude am Leben haben kann.

Habe ich denn nicht dasselbe Recht auf mein Leben wie Ihr Menschen? Habt ihr vergessen, dass auch eine Krähe eine Seele hat? Doch vergesst eines nicht, ich bin klüger als mancher von euch und bemerke alles! Ja, ich will weiter leben und denen eine Freude machen, die mich noch gerne haben. Den anderen werde ich frech und laut verkünden: Seht, ich bin noch da!